Donnerstag, 26. November 2015

Ein Bloggespräch

Nein, hier wird es sich nicht um meine Telefon -oder Stromabrechnung drehen. Hier wird es um MEINE Gedanken und Erfahrungen gehen.
Und um meine Gedanken, denn Josi und ich ergänzen uns hier gerade sehr gut. 
Jeden Tag beobachte ich diese schnelllebige Gesellschaft. Oh, heute bist du im Internet mega beliebt, den nächsten Tag dann wieder nicht. Immer mehr stößt sie mich ab, und ich merke, dass ich mich in meine kleine Welt zurückziehe. Es ist nicht Angst, die sich breit macht, sondern EKEL! Was passiert hier gerade?
Das frage ich mich auch oft, was tun wir hier eigentlich? Wir investieren Zeit und Nerven in ein Medium und wissen oft gar nicht, was mit unseren Ideen passiert. Wir wissen nicht, wer die Texte nur zur Hälfte liest und dann ungelesen verreist. Wie schnell werden "Freundschaften" zerrissen! Früher hat man sich geprügelt, heute versucht man es direkt mit Rufmord.  
Vor ein paar Tagen lag ich im Bett und dachte an einen Tag in meiner Kindheit. Damals war ich vielleicht so 8 oder 9 Jahre alt. Ich stellte mir einen typischen Ostertag vor. Es war warm, die Sonne schien durch alle Fenster in die Zimmer herein. Pastellfarbene Osterfiguren standen im Flur auf einer Kommode, ein Osterstrauß stand in einer großen Vase auf dem Boden. An diesem Strauß hingen kleine Ostereier und andere Figuren. Für mich war es immer toll, die Osterglocken pflücken gehen zu dürfen und sie in eine Vase auf den Esstisch stellen zu dürfen. Es war zu dieser Zeit einfach alles schön. Dies ist ein Bild, welches ich recht oft im Kopf habe und einen Vergleich zu der jetzigen Zeit anstelle.
Wir sprechen ja wirklich oft und gern von den guten alten Zeiten. Aber manchmal komme ich mir tatsächlich vor, als hätte ich die Schulstunde "Beware! Es gibt viele böse Menschen auf der Welt!" geschwänzt und stattdessen auf dem Hundeplatz verbracht. Die Bösartigkeit und besonders der Narzissmus von manchen Menschen ist oft nicht zu überbieten. 
Die Welt wirkt grau und voller Hass. Mache ich den Fernsehr oder das Radio an, wird erzählt, wie Menschen aufeinander losgehen, sich erschießen, sich Schmerzen und Leid zufügen. Ich finde diese Welt erschreckend, und wird bleiben nicht vor diesen Tatsachen verschont. Ich möchte diese Flut an Nachrichten nicht mehr sehen oder hören. NEIN, ich verschließe nicht meine Augen vor dem, was woanders passiert. Trotzdem muss ich sagen, ich habe die Nase gestrichen voll davon. Macht man die sozialen Netzwerke an, so geht es hier gleich weiter. Böse Flüchtlinge heißt es, Krieg und Terror liest man in einer anderen Ecke. Dann kommen da noch böse Kommentare hinzu, von Menschen die keine Ahnung haben und nie einen Perspektivwechsel in ihrer Kindheit erlernt haben.
Manche von unseren Mitmenschen machen es sich tatsächlich oft viel zu leicht, Ängste werden geschürt, einige davon berechtigt, andere wiederum erinnern an Hetze. Wenn man sich dagegen ausspricht, über den "melden"-Button, dann ist man sofort ein Verräter. Dürfen wir -trotz gemeinsamem Hobby Jagd- nicht auch unterschiedliche Ansichten haben? Müssen wir immer zusammenstehen und uns auf der anderen Seite als Jungjägerinnen entweder allein gegen Aussagen wie "Mörderin", "Tierquälerin", oder aus den eigenen Reihen "Dummchen", oder besonders gern genommen "Darf ich dich beschlagen" wehren? Wir sind kein Freiwild. Wir Waidfrauen könnten mehrere Blogseiten füllen, auf denen wir Screenshots posten, in denen uns Männer jeden Alters "tolle Angebote" machen. 
Das alles soll und darf meinen Alltag und mein Leben nicht bestimmen. Ich mag die sozialen Netzwerke, und auch Instagram. Ich kann mich mit Menschen von der ganzen Welt unterhalten, wenn ich das möchte. Ich kann mich schnell mit anderen austauschen und gleiche Interessen zum Gesprächsthema machen. Freundschaften entstehen weit über diese Plattform hinaus.  Ja, die sozialen Netzwerke haben ihre guten Seiten. 
Natürlich haben sie das, sonst hätte ich diese coolen Mädels ja nie gefunden und auch viele andere Dinge nie getan. Aber ich hätte mich manchmal eben auch nicht so sehr geärgert. 
ABER: Dann gibt es wohl diejenigen, die ihren Unmut, ihren Hass, ihr unvollkommenes Leben einfach im Internet ausleben wollen. Sie verbreiten Hass und Angst, beleidigen und denken über sich selbst, sie seien etwas besseres. Aber lasst euch gesagt sein: Ihr seid es ganz sicher nicht! Ihr seit nicht besser als andere. Jeder hat seine Vorzüge und auch Seiten an seiner Persönlichkeit, an denen es sich zu arbeiten lohnt. Ich bin für mich und mein Leben selbst verantwortlich und das sollte ich immer im Hinterkopf haben.
Dieser unglaubliche Narzissmus von einigen Individuen, die sich aufspielen und als Richter über die Welt sehen, ist unglaublich. 
Mein Blog, und auch der Blog "Waidfrauen auf Jagd", entstand, um Menschen, die mit der Jagd nichts anfangen können, für die Natur zu begeistern. Ihnen zu zeigen, dass Jäger und Jägerinnen, keine blutrünstigen Mörder sind. NEIN, es hat nichts mit rechtfertigen zu tun, jedoch sollte ich es wohl hier noch einmal erwähnen. 
Was wir hier tun, ist längst überfällige PR! PR, die uns Leute vorwerfen, die meinen, dass wir uns produzieren möchten. Wo wart ihr denn, als ihr vor zehn Jahren euren Jagdschein gemacht habt? Wie konnte es, trotz eurer guten Öffentlichkeitarbeit dazu kommen, dass wir heute das Lieblingsopfer der grünen, aufstrebenden (aber hoffentlich bald wieder sterbenden) Parteien sind? 
Ja, wir stellen uns in die Öffentlichkeit, wir machen Fehler, aber wir erreichen eine Generation, die ihr nicht erreicht habt. Nämlich unsere Generation! Eure Generation macht die Jagd gerade zu einem sauren Geschäft. 
Viele von uns arbeiten in sozialen Berufen! Ich scheue mich selbst nie, in meiner Schule offen zu sagen, dass ich Jägerin bin. Vielmehr sehe ich es so, dass die Jagd heute nicht mehr an Demonstrationen verteidigt wird, die schlussendlich sowieso verpuffen, sondern im Internet. In vielen, vielen Diskussionen. Eingefleischte Jagdgegner wird es immer geben, aber wie viele Menschen ich an der Uni schon von einer ablehnenden zu einer bejahenden Haltung bringen konnte, das glaubt ihr nicht. Auch meine Facebookseite hilft mir da immer wieder, weil ich den Menschen immer und immer wieder zeigen möchte, was Jagd alles ist. 
Viele Jahre gehe ich bereits mit zur Jagd, habe dabei viel gelernt und lerne immer weiter. Ich bin froh, solche Möglichkeiten zu haben und auf Erfahrungen von anderen treffen zu können. Was mich zutiefst erstreckt ist jedoch dieser Hochmut im Internet! Es gibt bessere und schlechtere Jäger. Ja, es gibt schwarze Schafe, aber die gibt es leider überall. Mal davon abgesehen ist niemand perfekt, und wenn das jemand von euch über sich denkt, dann merkt euch: Perfektion ist etwas Individuelles. Vielleicht sehe ich es nicht als perfekt an,  andere vielleicht schon. Wichtig ist einfach, dass man zu dem steht was man tut und das nicht nur im großen und weiten Internet, sondern auch im richtigen Leben. 
Ist es nicht jedermanns Bier, ob er sich eine Waffe kauft und den Namen eines Jagdgegners darauf schreibt? Mich persönlich erinnert es mehr an meine zwölfjährigen Schüler, die in einer ungelenken Aktion ihre Mitschüler fobben wollen. Meines Erachtens nach stellt es uns genau auf die gleiche primitive Seite, wie die Jagdgegner, die eine Horrorstory nach der nächsten erzählen. 
Im Internet lässt sich schnell mal etwas schreiben und sagen, wozu man im realen Leben niemals die Eier gehabt hätte. Oh, nun heißt es sicherlich bei einigen: "Das ist miserabel geschrieben" oder "Was hat das mit der Jagd zu tun?" Kann ich euch sagen. 
Es geht sogar so weit, dass Dinge kritisiert werden, die gar nicht gelesen wurden. Ich habe einen sehr kritischen Text zum Thema Nachsuchen geschrieben, natürlich von der Warte "aus meinem derzeitigen Blickwinkel". Das Echo war sehr interessant. Im öffentlichen Bereich wurde kritisiert, was das Zeug hält, zum Teil in einem Ton, der daran zweifeln lässt, dass die Autoren jemals eine halbwegs anständige Erziehung genossen haben. Andererseits erreichten mich genauso viele PNs wie Kommentare, die mich zum Weitermachen animierten. Aber so ganz öffentlich wurde die Unterstützung nie gemacht.  
Ein leidiges Thema sind Jagdgegner. Ein langweiliges und ausgelutschtes Thema. Sie sind böse, hetzen und wünschen vielen von uns den Tod. Uhhh, ich zücke mal mein Taschentuch. ;-) Meist sage ich mir, dass dies Menschen sind, die sich nicht aufklären lassen wollen. Sie müssen sich vielleicht nach einem Tag auf der Jagd selbst eingestehen, dass wir doch keine so schlechten Menschen sind. Jaja, ein Thema, das oft im Internet bedient wird. Ehrlich, dass Leben ist zu schön und zu kurz um mich mit damit aufzuhalten.
Was mich jedoch aufhält und mir aufstößt sind Jäger, die denken, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen. Solche, die denken, sie wüssten alles, und der Meinung sind, dass Frauen und vor allem junge Frauen nichts auf der Jagd zu suchen hätten. Tja, ich musste diese leider auch schon kennen lernen. "Vergleichsschießen mit Opi" auf dem Schießstand, um mich zu beweisen - ja geht's noch? Nur so zur Info, ihr werdet alle nicht jünger und irgendjemand muss die Jagd weiter betreiben und sie in die Öffentlichkeit bringen. Nur weil man weiblich und nett anzusehen ist, heißt das nicht, dass man zur Jagd eingeladen wird und die Einladung als Dankeschön dann "anders abarbeiten" muss.  Ja, liebe Leser und Leserinnen, es gibt auch solche Jäger unter uns. Zur Jagd einladen und nette Sachen versprechen, und dann kommt der große Knall. Wieder steigt ein Gefühl von Ekel in mir hoch. Wenn ich mich so umhöre, dann ging es schon einigen anderen Mädels so, und nein, das ist keine Frage des Alters. Es passiert auch "älteren" Damen. 

Ich dachte, es sei eine Gemeinschaft, in der wir Jäger und Jägerinnen untereinander zusammen halten und uns nicht gegenseitig die Augen auskratzen? Nach außen sind immer alle superlieb und nett, doch dann...? Dann wird gelästert und sich das Maul zerfetzt. Jaja, das Internet ist schon ein lustiger Freund. Vorn herum werden Leute aus unseren Reihen von den Gleichen angegriffen und niemand hat den Mut einzugreifen, sondern man schreibt lieber privat, dass man sich nicht unterkriegen lassen solle. Man möchte niemanden verletzen oder es könnte aussehen, als entscheide man sich für eine "Seite". Mein Gott, ein großer Kindergarten! Ich gehe zur Jagd, bin eindeutig Jägerin und nicht nur Jagdscheininhaberin, und ich stehe dazu. Ich bin eine Frau, und ich kann mich in der Jagd trotz (oder gerade wegen?) der Bräuche und Traditionen individuell entfalten. Ich sehe nicht ein, jemanden zu fragen, ob ihm meine Haare oder meine Shirts gefallen, und wenn ich eine pinke Waffe führen würde, dann könntet ihr es finden, wie ihr wollt. Kann euch doch egal sein! Es gibt auch so einige Ansichten, die ich nicht teile, und ich persönliche finde Erlegerbilder mit der Waffe auf dem Wild auch eher unschön. Trotzdem behalte ich es für mich und mache es selbst anders. Meine Hoffnung stirbt zuletzt, dass so ein Mist irgendwann einmal aufhört.
Eigentlich eher im Gegenteil, ich teile "Erlegerbilder", wenn überhaupt, nur in den allerprivatesten Gruppen, wo jeder jeden kennt. Manche Dinge müssen Menschen, die wenig mit der Jagd zu tun haben, nicht sofort sehen. Es ist abschreckend, ja schon fast scheußlich für den ein oder anderen Zeitgenossen, in einer Welt, in der das Töten ein Tabuthema ist. Heute werden Menschen ja für Wochen arbeitsunfähig geschrieben, weil sie ein Reh überfahren haben und mit der psychischen Belastung, die dieses traumatische Ereignis ausgelöst hat, nicht umgehen können. Ich finde es auch schlimm, wenn ein Tier im Strassenverkehr stirbt, davon ganz abgesehen, aber manche Menschen übertreiben maßlos. 
Diese endlosen Diskussionen zum Thema "Pink auf der Jagd" nerven! Es kann doch jeder tragen und haben was er möchte. Aber nein, es gibt immer jemanden, dem es nicht passt, und der muss seine Ansicht natürlich der gesamten Welt mitteilen. Danke dafür! So versüßt ihr mir jeden Tag auf's Neue. 
Es sind nicht nur die Jagdgegner, die so böse sind, NEIN es sind auch die aus unseren Reihen. Das ist für mich eine viel schlimmere Tatsache, und ich schäme mich für genau diese Leute. Man muss nicht immer auf Krawall gehen und seine Stimme erheben. Manchmal reicht es, einfach nur zu lächeln ;-)
Eigentlich sind es vielmehr genau die eigenen Reihen, die einem das Leben schwer machen. Eine tote Katze aus der Falle, erschossen mit der .22lfb? Als ob nicht das Katzenthema DER Aufhänger ist, um jedes Jagdgesetz anzugreifen und durch die Hintertür gleich noch alle anderen Arten veränderte Jagdzeiten anzuhängen. Manche Zeitgenossen sind so feinfühlig, wie eine Axt. Sie zerschlagen das Geschirr, weil es ihnen Freude bereitet, da helfen auch zehn Jahre Jagdschein nicht weiter. Denn genau diese Leute möchten nicht einsehen, dass wir auch für sie mitkämpfen. Ja, wir machen Fehler, wir sind Jungjägerinnen und halten damit auch nicht hinter dem Berg. Aber hat jemals irgendwer etwas gewonnen, nur weil er brav seine Klappe gehalten hat und dem Strom hinterhergeschwommen ist? Ist es nicht sogar unsere Pflicht, uns mehr in die Öffentlichkeit zu wagen? Über kurz oder lang wird ein positives Image der Jagd den Jägerinnen und Jägern wieder mehr gesetzliche Freiheit geben und damit schlussendlich auch unserem Wildtieren zu Gute kommen. 
Wir leisten hier nur einen sehr, sehr kleinen Teil. Aber es ist unser Teil, der sehr viel mehr ist, als das, was andere Personen bieten. Wir stellen uns Schulter an Schulter in die Öffentlichkeit und zeigen Flagge. Wir zeigen unsere Stärken und schreiben über Schwächen. Wir tun das so, dass wir die erreichen, mit denen wir unsere Welt teilen, mit den zukünftigen Entscheidungsträgern. Wie traurig ist es, dass es manche Menschen das nicht verstehen und nicht den Blick bis über den Tellerrand schaffen? 
Ja, der Beitrag wird die Gemüter hochkochen lassen, aber wie sagt mein Klassenkamerad immer so schön: "Wer sich die Jacke anzieht, dem passt sie auch."
Ihr könnt mich nun dafür hassen oder vielleicht mal beobachten und darüber nachdenken.
Mich übrigens auch. 

It was a pleasure, Josi. 

1 Kommentar:

  1. Toller Beitrag schonungslos authentisch und wahrheitsgetreu hast du die Sachen auf den Punkt gebracht. Wird hoffentlich viel erreichen und zum Nachdenken anregen was man selbst für den guten Ruf der Jagd in der Öffentlichkeit tun kann.
    Was mir besonders imponiert das du auch die unschönen Dinge nennst und offenlegst, weil es nämlich Einzeltaten von einigen wenigen sind und nicht " die Jäger" die den Ruf in der Öffentlichkeit in Misskredit bringen. Hab ich im übrigen in einem Antijagdblog noch nie gesehen , die sind nämlich alle Gutmenschen und machen nur....Hochsitze kaputt und werden von der Szene gefeiert das zum Niveau dieser Leute.
    Und aus meiner ganz persönlichen Sicht ich finde Pink- Camo für die Jägerin witzig und Abwertungen Jägerinnen gegenüber total unqualifiziert.

    Ich wünsche Dir und deinen Mitjägerinnen viel Erfolg mit dem Blog und reichlich Waidmannsheil.

    Es Grüßt euch der Westerwälder Jäger Daniel

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