Freitag, 11. Dezember 2015

Mein schönstes Jagderlebnis

Wenn mich demnächst jemand nach meinem schönsten Jagderlebnis fragt, werde ich definitiv mein gestriges nennen.

Wie so oft an einem Sonntagmorgen beschloss ich, schon morgens früh am Abend ins Revier zu fahren, um mich zum bereits sechsten mal auf meinen ersten Rehbock anzusetzen.
Dieser Bock war ein schwaches Stück, allerdings mit 3 Stangen auf dem Haupt.
Er hatte seinen Einstand unglücklicherweise in der Nähe einer vielbefahrenen Bundesstraße und wurde von unserem Jagdaufseher schon des Öfteren direkt an der Straße gesichtet.
Je weiter der Nachmittag vorrückte und je mehr Wolken am Himmel aufzogen, um schlechtes Wetter zu verkünden, desto mehr ließ leider auch meine Motivation für den Abendansitz nach.
Nachdem ich mich jedoch aufgerafft hatte, eine Runde mit meinen beiden Hunden zu drehen, kam doch noch die Sonne durch und mit ihr kam auch meine Motivation zurück.
Zu Hause angekommen habe ich mich schnell umgezogen, meine Sachen gepackt und bin losgefahren.
Mein Ziel war ein kleiner, provisorischer Erdsitz am Rande einer großen Wiese.
Als ich jedoch ankam, traute ich meinen Augen nicht, da ein riesiger Holzstapel direkt vor meinem Sitz positioniert worden war.
Die Drahtseile meiner Nerven spannten sich langsam und ich überlegte, auf einen benachbarten Sitz auszuweichen.
Aus einer Eingebung heraus entschied ich mich jedoch gegen den „Umzug“ und begab mich an die Arbeit, den Sitz neben den Holzstapel zu befördern.
Einige Flüche und genervte Blick meines Zwergrauhaardackels später war alles bereit. Da ich eh schon so laut gewesen war, sparte ich mir das mühselige Anbringen des Tarnnetzes und ließ mich direkt nieder.
Nach kurzer Zeit in trauter Zweisamkeit machte mir ein Eichhörnchen, welches permanent über meinem Kopf herumsprang, zu schaffen. Das Ästeknacken war sicher kilometerweit zu hören.
Na toll, wäre ich doch besser zu Hause geblieben!
Aber was wäre die Jagd ohne unverhoffte und spannende Erlebnisse?!
Nach ca. einer Stunde, in der auf der Wiese rein gar nichts passierte, schrieb ich meinem Vater noch eine Nachricht, dass absolut „ tote Hose“ sei.
Kurze Zeit später blickte ich jedoch auf, und da stand er: mein Dreistangenbock. Natürlich witterte auch mein Hund den nur ca. 20 m entfernten Rehbock und versuchte seinen Blickwinkel um die Ecke des Holzhaufens zu verbessern. Ich, intelligent wie ich war, hatte natürlich vergessen, den kleinen Rabauken festzumachen. Ganz langsam versuchte ich also, meinen Hund festzuhalten und bat ihn mit leisem Zischen, sich still abzulegen. Der Bock hatte dies natürlich wahrgenommen und reagierte äußerst vorsichtig. Ständiges Sichern wechselte sich mit Scheinäsen ab. Das alles auf nur 20m.
Und da war sie, meine Chance! Der Dreistanger stand breit. Anvisieren, Entsichern und Peng.
Es folgte eine kurze Flucht zum Waldrand, in dessen Schutz er dann zusammenbrach. Große Erleichterung machte sich in mir breit. Mein Hund, der alles aus nächster Näher mitbekommen hatte, saß neben mir und schaute mich aufgeregt an.
Langsam packte ich meine Jagdausrüstung zusammen und rief danach meinen stolzen Vater und unseren Jagdaufseher an, die sich sofort auf den Weg zu mir begaben.
Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten, erlegten Rehbock.
Ich denke jeder Jäger, der die Jagd mit wirklicher Leidenschaft ausführt, kennt das bewegende Gefühl, wenn er an ein erlegtes Tier herantritt.
Meiner Meinung nach ist es einfach wichtig, sich kurz die Zeit zu nehmen, um in sich zu gehen und dem Lebewesen den nötigen Respekt zu erweisen.
Besonders, wenn es der erste Rehbock ist. Wenn man dann noch das Glück hat, dass dieser ein Dreistangenbock ist, ist es ein Erlebnis, welches man nie mehr vergessen wird und wofür man dankbar sein sollte.
Der Schuss war ein sauberer Küchenschuss, was meine Freude nur noch mehr steigerte, da es der erste Schuss auf lebendes Wild mit meiner Sauer 101 Artemis war.
Was mir nach dem Erlebnis aber im Kopf geblieben ist, war der Spruch meines Vaters: "Und ist der Bock auch noch so fett, er kommt dem Jäger nicht ans Bett." Diesen hält er mir immer vor, wenn meine Motivation mal wieder zu schwinden droht.

Waidmannsheil

Theresa



2 Kommentare:

  1. Ein Aufregendes "Erstes Mal". Darf ich eine etwas t¨richte Frage stellen? Was bedeutet der Spuch ""Und ist der Bock auch noch so fett, er kommt dem Jäger nicht ans Bett" genau?

    LG
    Diana

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    1. Waidmannsheil der Erlegerin! Einen Bruch hätte dem Bock und auch ihnen auf dem 2ten Bild gut gestanden.
      Der Spruch bedeutet soviel das man raus ins Revier gehen muss um was zu erleben und auch was zu erlegen. Das Wild, egal wie es ausschaut kommt einen nicht aufs Sofa gesprungen. Deshalb immer raus in die Natur!!

      Lg Jonas v. G.

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